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Technologie für die Eliten

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Dieses Interview ist in der Ausgabe 3/2016 der an.schläge erschienen.

Brigitte Theißl hat mit der Soziologin Daniela Schuh darüber gesprochen, warum es auch in der Wissenschaft demokratische Mitsprache braucht.

Commons sind in der digitalisierten Wissensgesellschaft ein heißt umkämpftes Thema: Einerseits werden über Creative Commons Inhalte öffentlich geteilt, andererseits kämpfen Interessengruppen für ein rigides Urheberrecht. Wie ist das in der Wissenschaft: Welche Debatten gibt es darüber, wem Forschungsergebnisse „gehören“, die an öffentlich finanzierten Universitäten gewonnen wurden?

Open Access (freier Zugang, Anm. ) ist zu einem brennenden Thema innerhalb der Wissenschaft geworden und es gibt viele Argumente dafür, Forschungsergebnisse im Internet kostenfrei verfügbar zu machen. So könnten wir die Auffindbarkeit wissenschaftlicher Publikationen fördern und die Kommunikation innerhalb verschiedener Disziplinen, aber auch über die Wissenschaft hinaus verbessern. Auch die Kosten, die Universitäten und andere wissenschaftliche Institutionen übernehmen müssen, um Student*innen und Forscher*innen den Zugang zu diversen Fachzeitschriften zu ermöglichen, könnten mit einer offenen Publikationskultur eingespart werden. Nicht zuletzt wird Forschung in weiten Teilen von öffentlichen Geldern finanziert, weshalb sich ein restriktiver Zugang grundsätzlich nicht rechtfertigen lässt.

Leider ist das Publizieren von Open-Access-Artikeln aber oft mit hohen Gebühren verbunden: Beim Springer-Verlag kostet das Publizieren eines Open-Access-Textes etwa 3.000 US-Dollar zuzüglich Steuern – was von den Autor*innen bzw. deren Forschungseinrichtungen bezahlt werden muss. Wie diese Kosten entstehen, ist dabei nicht transparent. Ich begrüße den Schritt hin zu Open Access sehr, denke aber, dass wir uns unbedingt Gedanken über neue Ausschlussmechanismen machen müssen.

Neu entwickelte Technologien haben häufig massive Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft. Existiert hier ein demokratischer Austausch zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit?

Das ist eine sehr zentrale Fragestellung in der Wissenschafts- und Technikforschung.. Es gibt hier große technologiespezifische Unterschiede. In Österreich existieren im europäischen Vergleich noch wenig Initiativen, um diesen Austausch zu fördern, gerade im Gesundheitsbereich nehmen sie aber zu. Aktuell läuft etwa die Initiative „Reden Sie mit“ des Ludwig-Boltzmann-Instituts, bei der es um mentale Erkrankungen geht. Generell besteht aber die Gefahr, dass ein solcher Austausch einseitig bleibt und es auf einen Informationsfluss von der Wissenschaft an die Öffentlichkeit hinausläuft. Außerdem ist es demokratiepolitisch bedenklich, wenn die Öffentlichkeit erst dann miteinbezogen wird, nachdem Finanzierungsentscheidungen bereits getroffen wurden.

Universitäten werden zunehmend von privaten Geldgeber*innen (teil)finanziert. Wie kann in einem solchen Umfeld sichergestellt werden, dass Forschung öffentlichen Interessen dient?

Die Antwort der privaten Geldgeber*innen würde vermutlich lauten: Hier vollzieht sich eine Selbstregulierung, weil wir darauf achten, was der Markt – und damit die Gesellschaft – braucht. Doch es besteht die Gefahr, dass letztendlich nur die Interessen einer zahlungsfähigen Öffentlichkeit gehört werden bzw. die Wissenschaft nur die Bedürfnisse von ohnehin privilegierten Menschen bedient. Diese Tendenz zeichnet sich längst ab – aber es gibt immer noch Steigerungsstufen.

Die interdisziplinär ausgerichtete Lebenswissenschaft und insbesondere die personalisierte Medizin sind aktuell Bereiche, in die Unternehmen massiv investieren. Welche Gefahren bestehen, wenn medizinische Dienstleistungen zunehmend privatisiert werden? 

Personalisierte Medizin, also das Berücksichtigen individueller Faktoren in Therapien, muss nicht unbedingt mit einer Privatisierung einhergehen, doch es gibt bedenkliche Entwicklungen. Genetisches Screening ist etwa auf dem Vormarsch, während vergleichsweise simple Parameter wie Geschlecht oder Alter bei der Medikamentengabe nach wie vor unberücksichtigt bleiben. Mit diesem Thema sind natürlich auch wissenschaftliche Karrieren verbunden: Eine Publikation zu genetischem Screening kann mitunter weitaus prestigeträchtiger sein als eine zum Thema Altern. Zudem besteht eine weitere massive Diskrepanz: Ausgehend von Entwicklungen hin zu personalisierter Medizin entstehen unterschiedlichste Angebote wie etwa Bio-Banks, die Zellen konservieren und sozusagen eine biologische Lebensversicherung anbieten. Dienstleistungen wie diese werden voraussichtlich nur wenigen Menschen zugutekommen. Die zugrundeliegende Forschung wird hingegen öffentlichen finanziert. Zugleich hat ein Teil der Weltbevölkerung nach wie vor keinen Zugang zu basismedizinischer Versorgung, selbst in Österreich ist Zahnersatz für viele Menschen kaum leistbar. Es stellt sich also die Frage, wofür Ressourcen eingesetzt werden und wer diese Entscheidungen trifft. Die Gefahr auf eine zunehmenden Klassenmedizin hinzusteuern sowie mögliche Auswege müssen transparent gemacht und in einem demokratischen Prozess zur Debatte gestellt werden.

Daniela Schuh ist Universitätsassistentin am Institut für Wissenschafts- und Technikforschung in Wien.

Frauen an technischen Universitäten – Role Models verzweifelt gesucht

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Dieses Interview mit Brigitte Ratzer, Leiterin der Koordinationsstelle für Frauenförderung und Gender Studies der TU Wien, ist in der Oktober-Ausgabe der an.schläge erschienen.

Der Frauenförderungsplan der Technischen Universität Wien verfolgt u.a. das Ziel, den Frauenanteil in den Studienrichtungen, in denen diese unterrepräsentiert sind, zu erhöhen. Um das zu erreichen, setzen die Maßnahmen bereits in der Schule bei den Mädchen an. An welche Altersgruppen richten Sie sich?

Die Maßnahmen, die wir setzen, greifen ab zehn Jahren, wir bieten Sommerworkshops für die Zielgruppen 10 bis 14 und 15 bis 17 an. Wir adressieren auch Maturantinnen direkt, zum Beispiel im Rahmen von „FIT – Frauen in die Technik“. Grundsätzlich ist aber zu all diesen Maßnahmen zu sagen: Es handelt sich hierbei um ein Instrument, das bei ein paar Wenigen ein bisschen was bewirken kann – aber es kann mit Sicherheit nicht das Problem lösen. Die Botschaft, dass Burschen technisch begabt sind und Mädchen nicht – und Frauen erst recht nicht –, empfangen Menschen, seit sie auf der Welt sind, und zwar tagtäglich. Ganz offen oder subtil, über die Massenmedien und über alltägliche Beobachtungen im Umfeld. Wir setzen im Rahmen der Frauen- und Mädchenförderung lediglich punktuelle Gegenerfahrungen. Wir zeigen Role Models und ermöglichen die Erfahrung, „aha, das kann ich auch“ oder „das macht Spaß, das interessiert mich“. Es ist ein Reagieren auf gesellschaftliche Umstände, die sich als solche ändern müssen, damit sich wirklich nachhaltig etwas tut.

Liegt es also an den gesellschaftlichen Umständen, dass sich trotz verschiedener Förderprogramme in Österreich sehr wenig getan hat? Die Technischen Universitäten sind nach wie vor männlich dominiert.

Ich sehe zwei Gründe: Einerseits die Dauerbotschaft, dass Mädchen und Technik nichts miteinander zu tun haben würden. Andererseits handelt es sich zugleich aber auch um eine Entscheidung der Mädchen gegen die Technik. Dieses Nichtinteresse an Technik bei Mädchen und Frauen, wie es sich jetzt darstellt, bedeutet ja auch: Das will ich so nicht. Schließlich handelt es sich um ein von Männern für Männer veranstaltetes Unternehmen, angefangen von der Art und Weise, wie wir uns mit Technik auseinandersetzen bis hin zu den Produkten, die wir erzeugen – das alles hat einen entsprechenden Bias. Wir sind zum Beispiel an der TU Wien Weltmeister im Roboterfußball, wir haben ein „TU Racing Car“. Man sieht also schon an den Artefakten, die wir prominent nach außen stellen, welche Handschrift das trägt. Natürlich passieren auch andere Dinge bei uns im Haus, aber die Gewichtung und die Sichtbarkeit sagen viel aus. Man kann nicht einfach sagen, „Okay, offensichtlich interessiert das Mädchen oder junge Frauen wesentlich weniger als Männer, was wir hier zu bieten haben.“ Man muss den Schritt machen, zu sagen, es liegt nicht nur an den Mädchen, es liegt auch an der Technik.

An der TU Wien ist das Geschlechterverhältnis in den Studienrichtungen Technische Chemie und Technische Mathematik aktuell viel ausgeglichener als etwa in den Fächern Maschinenbau und Elektrotechnik. Woran liegt das?

An den Zuschreibungen. Erstens haben Sie in den Studienrichtungen Maschinenbau und Elektrotechnik viele Studierende, die aus der HTL kommen, und dort sind ja auch überwiegend Burschen zu finden. Zusätzlich gibt es in den Schulen eine Hierarchisierung, die sich bis zu uns an der Universität fortpflanzt. Chemie ist da eine weichere Angelegenheit, es werden sogar Scherze gemacht, dass Chemie etwas mit Kochen zu tun hat. Auch Mathematik hat bei den Frauen mehr Tradition, und es einfacher, draufzukommen, dass man gut in Mathematik ist. Dann folgt bei uns schon relativ weit abgeschlagen die Physik. In der Technischen Chemie haben wir rund vierzig Prozent Frauenanteil, in der Technischen Mathematik sind es über dreißig Prozent, die Technische Physik hat siebzehn. Maschinenbau und Elektrotechnik haben knappe zehn Prozent Frauenanteil, ein Phänomen, das uns seit vielen Jahren konstant begleitet. Außerdem hat sich bei genauerer Betrachtung innerhalb des Frauenanteils einiges verschoben: Zwischen 35 und vierzig Prozent haben keine österreichische Staatsbürgerschaft, zwei Drittel davon kommen aus dem Nicht-EU-Ausland. Würden sie nur die ÖsterreicherInnen vergleichen, würde es mit dem Geschlechterverhältnis noch schlechter aussehen.

Was ist das Spezifische an der österreichischen Situation? Warum sind in einigen ost- und südeuropäischen Ländern und in Skandinavien wesentlich mehr Frauen in technischen Studienrichtungen zu finden?

Es ist das sehr konservative Frauenbild in Österreich, würde ich sagen. Im internationalen Vergleich ist der deutschsprachige Gürtel, also Österreich, Deutschland und die Schweiz, das absolute Schlusslicht in der Statistik. Das hat offensichtlich mit großräumigen gesellschaftlichen Gegebenheiten und Geschlechterformationen zu tun, aber zum Teil auch mit dem Prestige, das diese Fächer haben. In Spanien und Portugal studieren etwa wesentlich mehr Frauen ingenieurwissenschaftliche und naturwissenschaftliche Fächer, diese besitzen dort einfach kein Prestige. Es ist nicht ganz so, also würde man bei uns Literaturwissenschaft studieren, aber es ist ähnlich. Auch in den arabischen Staaten gibt es einen überproportional hohen Frauenanteil in den technischen Fächern, die dort ebenfalls überhaupt kein Prestige haben.

Mädchenförderprogramme arbeiten zum Teil mit Geschlechterstereotypen, um Mädchen „in ihrer Lebenswelt abzuholen“. Was halten Sie von diesem Ansatz?

Das ist eine schwierige Angelegenheit. Die Strategien, um eine Zielgruppe anzusprechen, sollten so vielfältig sein wie die Zielgruppe, die man damit erreichen will. Die Gefahr, Stereotype weiter zu verstärken, besteht immer, wenn wir auf sie zurückgreifen. Es gab ja vor Kurzem die Kampagne der Europäischen Kommission „Science, it’s a girl thing“, die fand ich furchtbar. Ich beobachte aber, dass diese extrem stereotypen Zugänge abnehmen und sich langsam dahingehend ein Diversitätsverständnis durchsetzt, dass eben nicht alle gleich sind und die Rosa-Fraktion nur ein kleiner Teil ist.

Frauen stellen ein wichtiges Potenzial für die Wirtschaft dar – das ist in vielen Broschüren zu „Frauen in die Technik“ zu lesen. Inwiefern stehen wirtschaftliche Interessen hinter den Förderprogrammen?

Im Moment zu 99 Prozent, würde ich sagen. Es ist ja sehr spannend, dass man es jahrzehntelang mit dem Gerechtigkeitsargument versucht hat und damit nicht vom Fleck gekommen ist. Dann kam auf einmal die Geschichte mit dem Fachkräftemangel und den fehlenden Frauen. Im nächsten Schritt hieß es dann, was unserer Wirtschaft denn alles verloren ginge und wie die internationale Wettbewerbsfähigkeit leiden würde, wenn nicht genügend Frauen da sind. Das mag zum Teil schon stimmen. Auf jeden Fall ist es aber das Argument, das dazu führt, dass man Geld in die Hand nimmt und Initiativen startet.

Derzeit gibt es viele europäische KollegInnen, die versuchen, ein drittes Argument zu lancieren: jenes der Qualität. Also dass Technik besser wird, im Sinne von brauchbarer und nützlicher für mehr Menschen. Ich verwende es, weil ich verstanden habe, dass man über Gerechtigkeit nicht reden kann, und weil ich das Wirtschaftsargument nicht mag. Und ich komme nicht umhin zu beobachten, dass auch feministisch gesinnte Kolleginnen sehr heftig Gebrauch machen vom Argument des liegengebliebenen Potenzials für die Wirtschaft, weil man damit Gelder lukrieren kann. Das halte ich persönlich für eine gefährliche Liaison. Es gibt da einen sehr guten Aufsatz von der US-amerikanischen Politikwissenschaftlerin Nancy Fraser, die diese unglückliche Verquickung von Feminismus und Kapitalismus analysiert.

Wie erleben Sie die Strukturen an der TU Wien – stoßen Sie in Ihrer Funktion als Leiterin der Frauenförderungsstelle auf Widerstand?

In der Zeit bis zum Rektoratswechsel vor zwei Jahren gab es eine respektvolle Duldung meines Engagements. Verständnis für Inhalte war aber nicht unbedingt da, es war mehr so, „die Frauen sollen etwas in ihrer Ecke des Hofes machen und Kurse und Mentoring anbieten“, was strukturell aber natürlich nichts bewirkt. Mit dem neuen Rektorat hat sich dann doch etwas geändert, es wurde eine Vizerektorin geholt, die viel vom Thema Frauenförderung versteht und sich auch tatsächlich dafür einsetzt. Das heißt zwar nicht, dass viele der älteren und jüngeren Herren im Haus nun Feministen wären, es wird eher versucht, das Thema großflächig zu ignorieren. Viele wissen gerade einmal, dass meine Stelle existiert. Aber es wird besser. Und meine Arbeit ist unglaublich spannend.

Brigitte Ratzer hat Technische Chemie studiert und ist seit 2005 Leiterin der Koordinationsstelle für Frauenförderung und Gender Studies der TU Wien.

Ada Lovelace Day – Wer war Marietta Blau?

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Der Name Marietta Blau ist euch vielleicht schon einmal an der Hauptuniversität Wien untergekommen: Dort ist ein (enger, finsterer) Seminarraum nach ihr benannt, der „Marietta-Blau-Saal“. Die österreichische Physikerin (1894-1970) hätte sich (zu Lebzeiten) eine andere Form der Anerkennung verdient.

„Marietta Blau ist die tragischste Gestalt in der Geschichte rund um die Kosmische Strahlung. Ihr Leben und ihre Arbeit waren von Widrigkeiten und Rückschlägen geprägt, und doch übertreffen ihre Leistungen und die Ergebnisse ihrer Arbeit die vieler anderer, die im Zusammenhang mit der Kosmischen Strahlung einen Nobelpreis erhielten.“ (Quelle)

Blau studierte Physik und Mathematik an der Universität Wien und promovierte 1919. Zunächst arbeitete sie in Berlin und Frankfurt im Bereich der Röntgenologie, kehrte 1923 jedoch nach Wien zurück, da ihre Mutter schwer erkrankte. Bis 1938 forschte sie am Physikalischen Institut und am Institut für Radiumforschung, ein Semester verbrachte sie bei Marie Curie in Paris. Zurück in Wien arbeitete sie unbezahlt am Institut und war auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen. Als sie um eine Anstellung ansuchte, erhielt sie folgende Antwort: „You know, you are a woman and a Jew, and the two together are simply too much.“ (Quelle)

In Wien beschäftigte sich Marietta Blau hauptsächlich mit der photographischen Methode zum Nachweis einzelner Teilchen. Gemeinsam mit ihrer Schülerin Herta Wambacher, mit der sie als Höhepunkt ihrer gemeinsamen Arbeit die „Zertrümmerungssterne“ in kosmischer Strahlung ausgesetzter photographischer Emulsion entdeckte, erhielt Marietta Blau 1937 den Ignaz-L.-Lieben-Preis im Wert von 1.000 Schilling.

1938 musste Blau emigrieren und forschte und arbeitete in Oslo, Mexiko-Stadt und später in den USA. Zurück in Österreich arbeitete sie abermals unbezahlt am Wiener Radiuminstitut. Sie leitete unter anderem eine Arbeitsgruppe, die photographische Aufnahmen von Teilchenbahnspuren von Experimenten am CERN analysierte. Zweimal wurde Marietta Blau (von Erwin Schrödinger und Hans Thirring) für den Nobelpreis vorgeschlagen, 1950 erhielt ihn jedoch der britische Physiker Cecil Powell, der sich auf die Pionier_innenarbeit von Blau gestützt hatte. 1962 wurde ihr der Erwin-Schrödinger-Preis verliehen, eine Aufnahme in die Österreichische Akademie der Wissenschaften blieb jedoch aus.

1970 starb Marietta Blau an Krebs, vermutlich aufgrund des jahrelangen ungeschützten Arbeitens mit radioaktiven Substanzen.

Link: Ausführliche Informationen zu Marietta Blau

Verlinkt

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„Unsere neue Regierung muss einen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik herbeiführen, bei uns in Österreich. Und es muss auch in Europa – besonders nach dem hundertfachen Tod vor Lampedusa – eine menschliche Flüchtlings-, Migrations- und Entwicklungspolitik eingefordert werden. Österreich soll in der EU mit Nachdruck darauf drängen und mit gutem Beispiel vorangehen!“, fordern zahlreiche Organisationen in Österreich. Die dazugehörige Petition könnt ihr noch bis zum 15. Oktober unterschreiben.

„Und leider, nach der Wahl ist vor der Wahl: Bei den derzeitigen Parteiengesprächen und bei personellen und strategischen Plankastenspielen kommen Frauenpolitik und auch das Wählerinnenverhalten nicht vor“, schreibt der österr. Frauenring in einer aktuellen Aussendung und fordert unter anderem „Regierungsverhandlungen, die Frauenpolitik explizit zum Thema machen“.

Ulli Koch hat Karin Ondas und Eva Taxacher vom feministischen Archiv „Doku Graz“ interviewt, das Ende des Jahres schließt.

Einen großartigen Beitrag gegen den sexistischen Alltag hat die Autorin Bente Varlemann beim ZDF.Kultur Poetry Slam 2013 abgeliefert.

Feminist Mum lädt am 29. Oktober zum feministischen Müttertreffen in Wien.

Warum sind „Frauen in die Technik„-Förderprogramme in Österreich nur wenig erfolgreich? Dazu habe ich Brigitte Ratzer von der TU Wien interviewt.

Im November (7.-17.11.) findet in Wien die Alternative Medienakademie statt. Alle Infos zu Programm und Anmeldung findet ihr hier.

Das feministische Magazin „an.schläge“ führt derzeit eine Leser_innenbefragung durch, unter allen Teilnehmer_innen werden tolle Preise verlost. Noch bis zum 31. Oktober mitmachen!

Science: It’s a white man’s thing

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Science: It’s a girl thing„, mit dieser Kampagne versucht die Europäische Kommission derzeit, Mädchen für Natur- und Technikwissenschaften zu begeistern. Und wieder einmal – Überraschung! – wird nicht daran gearbeitet, die Vergeschlechtlichung von Technik (=männlich) aufzubrechen, nein, junge Frauen in High Heels dürfen Nagellack und Lippenstift erforschen und für die Kamera posieren (das Video wurde mittlerweile zurückgezogen):

„Technische Kompetenz macht einen integralen Bestandteil männlicher Geschlechtsidentität aus. Technikfelder können als Kultur verstanden werden, in der die Beziehungen von Männern untereinander ausgedrückt und verfestigt werden. Warum sollen Frauen technische Kompetenz erstrebenswert finden, solange sie Ausdruck männlicher Geschlechtsidentität ist?“, fragt Technikwissenschafterin Brigitte Ratzer.  Diese Kultur habe ich etwa anhand eines ganz konkreten Beispiels erlebt: Vor Jahren habe ich in einem Projekt für einen Fahrzeugtechnik-Studiengang gearbeitet, wo über 90 Prozent der Studierenden Männer waren. Jährlich wurde dort ein Rennbolide konstruiert, der in einer Art Formel 1 für Studierende zum Einsatz kam. Schon über die Auswahl des Fahrers hätten mehrere Männlichkeitsforscher_innen eine Arbeit schreiben können, begleitet wurde das Projekt von Marketing-Aktionen wie einem Kalender mit halb nackten Frauen, in einem Werbevideo buhlten die Studierenden mithilfe von lautstarkem Motoren-Sound um Frauen.

Wie sich die eine Studentin in dem Jahrgang, für den ich gearbeitet habe, gefühlt hat, kann mensch sich vorstellen. Aber vergeschlechtlichte Strukturen sind nicht immer so plakativ und offensichtlich, Ausschlussmechanismen finden sich auf allen Ebenen – der Wissenschaftsbetrieb ist vielerorts weiß und männlich (siehe auch horizontale und vertikale Segregation am Arbeitsmarkt). Und den Nackt-Kalendern und Rennwagen will die Europäische Kommission offensichtlich Lippenstift und modische Schutzbrillen entgegensetzen. Genau diese Strategie ist bisher nicht aufgegangen – viele dieser Projekte (in Österreich) waren und sind wenig erfolgreich. Die meisten „Frauen in die Technik“-Programme (re)produzieren Geschlechterstereotype und bleiben schon sprachlich in einer vergeschlechtlichten Logik verhaftet: Wenn (Natur-)
Wissenschaft (auch) eine Sache für Frauen und Mädchen ist, dann gehört die nur scheinbar unmarkierte Wissenschaft offensichtlich den Jungs.

Wie wäre es denn einmal mit elementaren Bildungsmaßnahmen, geschlechtersensibler Pädagogik und entsprechenden Gesetzen statt sexistischer Kampagnen-Politik? Oder sucht die Industrie etwa nur nach Frauen, die technische Lösungen für Frauen entwickeln, um sie so besser an Frauen vermarkten zu können? Denn darum geht es doch schlussendlich: um die Fähigkeiten und Talente von Frauen (oder wahlweise Migratisierten), auf die der Markt (noch) nicht zugreifen kann.

Link: Kritik an der Kampagne (Video) 

 

Donna Haraway

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Wer an der European Graduate School, einer Schweizer Privatuniversität studiert, kann sich glücklich schätzen. Regelmäßig gehen dort die internationalen „Stars“ der Sozial- und Geisteswissenschaften (Butler, Haraway, Virilio, Zizek…) ein und aus und diskutieren mit den Studierenden über ihre Arbeit. Für alle, die nicht dem elitären Zirkel angehören, gibt es zum Glück Videoaufzeichnungen der verschiedenen Vorträge. Hier ein Vortrag von Donna Haraway, der Autorin des berühmten „Cyborg Manifesto“ – schnelle akademische Bildung für zwischendurch:

In den Medien

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Auch diestandard.at hat sich bereits dem Jubliäum 100 Jahre Frauentag angenommen und zwei spannende Interviews veröffentlicht. Redakteurin Beate Hausbichler hat mit Petra Unger von der Plattform „20.000 Frauen“ über die Vorbereitungen zur Demonstration am 19. März gesprochen, Heidi Niederkofler (Historikerin) hat sie zu den historischen Hintergründen des Internationalen Frauentags befragt.

Am gestrigen Kulturmontag im ORF wurden zwei feminstische Themen aufgegriffen: Fembots / Cyborgs in der Popmusik, sowie die Auszeichnung der Performance-Künstlerin Katrina Daschner. Nachzusehen (bis kommenden Montag)  in der TVthek.

Eine neue Online-Plattform informiert zur Eingetragenen Partnerschaft in Österreich: „Wie wird eine EP geschlossen? Wer ist in der Behörde dafür zuständig und wo kann man feierlich heiraten? Welche Rechtsfolgen sind mit einer EP verbunden?“ – Antworten auf diese Fragen findet ihr hier.  (via Marco Schreuder)

Werde Macho!“ fordert die Schweizer „Männerzeitung“ ihre Leser auf. Denn: „Männer schuften für Sex, sie krampfen für die Liebe, leiden, damit es andere besser haben“, ist da zu lesen. Welche Idee hinter dieser Publikation steckt, könnt ihr im Tagesanzeiger-Interview mit Chefredakteur Ivo Knill nachlesen. (via Väterblog)

Jetzt in den deutschsprachigen Kinos: „We Want Sex“:

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