ArchiveAugust 2014

Gockelhafte Welt

G

Dieser Text ist in der Juni-Ausgabe der an.schläge erschienen.

Susanne Riegler ist eine der wenigen Aufdeckungsjournalistinnen in Österreich. Ein Porträt.

In den 1980er-Jahren war Österreich noch etwas enger als heute. Provinzieller, kleinbürgerlicher – und vor allem patriarchaler. Wenngleich Johanna Dohnal gemeinsam mit der sozialistischen Regierung Kreisky bereits eine frauenpolitische Wende eingeläutet hatte, wurde das Land immer noch von alten, mächtigen Männern regiert. Im Burgenland war es Landeshauptmann Theodor Kery, der von 1966 bis 1987 – länger als jeder andere – ein Bundesland mit absoluter Mehrheit regierte. Ähnlich wie Reformkanzler Bruno Kreisky stand er für Modernisierung und Aufschwung. Doch ganz im Gegensatz zum Kanzler frönte er eigenwilligen Leidenschaften: In seinem Haus lagerten rund vierzig Waffen: Pistolen und sogar Maschinengewehre. Kery, einst NSDAP-Mitglied, verband zudem eine Freundschaft mit Tobias Portschy, Nationalsozialist und ehemaliger Gauleiter. „Das muss man sich einmal vorstellen“, sagt Susanne Riegler, die den Waffenbesitz aufdeckte. „Ein sozialistischer Landeshauptmann trifft sich regelmäßig mit dem ehemaligen Gauleiter in dessen Wirtshaus, und alle wissen das“, erinnert sich Riegler im Gespräch.

Die damalige Jungjournalistin arbeitete zu dieser Zeit als Freie für das monatlich erscheinende Fellner-Magazin „Basta“, angetrieben vom Wunsch, soziale Missstände aufzudecken. Ihre ersten Texte hatte sie beim 1982 eingestellten „Extrablatt“ veröffentlicht, eine Art linkes Gegenprojekt zum bürgerlichen Profil, wo auch Elfriede Jelinek und Christoph Ransmayr publizierten. „Während meines Publizistikstudiums bin ich nach Südafrika gereist. Die Eindrücke, die das Apartheitsregime bei mir hinterlassen hat, haben mich so bestürzt, dass ich danach meinte, über solche Missstände informieren und aufklären zu müssen – eigentlich ein sehr naiver Zugang damals“, erzählt Susanne Riegler über den Beginn ihrer Karriere als eine der ersten und sehr wenigen investigativen Journalistinnen Österreichs.

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V

Nationalratspräsidentin und ehemalige Frauenministerin Barbara Prammer ist Anfang August an ihrem Krebsleiden verstorben. Die 60-Jährige Sozialdemokratin galt unter anderem als engagierte Antifaschistin, in ihrer Amtszeit hat sie die Demokratiewerkstatt ins Leben gerufen. Ein Nachruf (unter vielen) findet sich hier.

Der Frauenring hat eine Petition für geschlechtergerechte Sprache gestartet. Über 2.100 Menschen haben sie bereits online unterzeichnet. Eine Stellungnahme zum Brief der 800 in der Krone gibt es mittlerweile auch vom Institut für Germanistik der Uni Wien.

Gesundheitsminister Stöger möchte Abtreibungen endlich auch in Vorarlberg und Tirol in öffentlichen Spitälern angeboten sehen. Über eine furchtbare Stellungnahme dazu vom Leiter der Uniklinik Innsbruck schreibt Beate Hausbichler.

Die Sommer-Ausgabe der an.schläge widmete sich dem Schwerpunktthema Veganismus. Einige Artikel gibt es online nachzulesen.

Der Spiegel berichtet über minderjährige Flüchtlinge aus Mittelamerika.

Das Magazin Datum hat Clemens Lahner, den Anwalt von Josef S. interviewt. Josef S. wurde im Zuge der Proteste gegen den Wiener Akademikerball verhaftet  und schließlich verurteilt.

Über den Prozess gegen Josef S. und die österreichische Justiz hat die Frankfurter Rundschau einen treffenden Artikel veröffentlicht.

Das Projekt „Prozessreport“ berichtet online von Prozessen, im September startet der Fluchthilfeprozess gegen acht Refugees.

Sexarbeit: Lohnsteuer ja, Arbeitsrechte nein“ – Über die Ausgrenzung von Sexarbeiterinnen im Wiener Bezirk Floridsdorf.

Mahriah und Heike haben auf Radio Orange über das Wiener Femcamp gesprochen.

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