Gabriele Heinisch-Hosek im Interview

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Seit Dezember 2008 ist Gabriele Heinisch-Hosek in Österreich Ministerin für Frauen und öffentlichen Dienst und damit eine der Nachfolgerinnen von Johanna Dohnal. Die Niederösterreicherin startete ihre politische Karriere als Gemeinderätin in Guntramsdorf und war bis 2002 als Lehrerin an einer Schwerhörigenschule in Wien. Wie die „Wiener Zeitung“ schreibt, gilt Heinisch-Hosek in politischen Kreisen als „engagiert und umgänglich“. Die Denkwerkstatt hat die Frauenminsterin (per E-Mail) zum Interview gebeten:

Frauenpolitik scheint in Österreich äußerst unpopulär zu sein – Was unterscheidet uns von anderen europäischen Ländern?

Frauen in ganz Europa kämpfen für Gleichberechtigung. Das ist oft schwierig und stößt auf Widerstände. Mehr Macht für Frauen bedeutet oft eben auch weniger Macht für Männer. Das gilt aber nicht nur für Österreich. Denn auch in den anderen europäischen Ländern ist Frauenpolitik immer noch mit Widerständen behaftet. In manchen – wie Österreich – mehr, in manchen – wie den Skandinavischen Ländern – weniger.

Wer im Netz zu frauenpolitischen / geschlechtsspezifischen Themen publiziert, hat mit vielen verärgerten Kommentaren und Beschimpfungen zu rechnen. Erhält die Frauensektion täglich solche E-Mails?

Natürlich gibt es einige feindliche E-Mails, die bei uns in der Frauensektion und auch in meine Mailbox eingehen. Aber es überwiegen doch die positiven Reaktionen. In der Frauensektion sind die häufigsten E-Mails aber sowieso grundsätzlich Anfragen, bei denen Frauen Informationen zu diversen Problemstellungen erhalten möchten. Darüber hinaus habe ich aber vor allem bei meinen eigenen Internetaktivitäten – Blog und Facebook – die Erfahrung gemacht, dass der Großteil der Postings sehr positiv oder wenn kritisch, dann fair, ausfallen.

Wie gehen Sie persönlich mit solchen Anfeindungen um?

Wenn es einmal wirklich unfaire bzw. bösartige Anfeindungen gegen meine Person gibt, versuche ich das nicht an mich heran zu lassen. Grundsätzlich empfinde ich aber kritische Anmerkungen zu meiner Arbeit, wenn diese fair formuliert sind, als Bereicherung.

Wie informieren Sie sich über die Neuigkeiten des Tages? Lesen Sie Nachrichten im Internet, oder greifen Sie lieber zur Zeitung?

Ich tue beides. In der Früh lese ich während des Morgenkaffees einmal einige Tageszeitungen. Und untertags informiere ich mich natürlich auch über Onlinemedien. Vor allem www.diestandard.at ist für mich immer eine gute Informationsquelle.

Lesen Sie auch Blogs?

Abonniert habe ich keinen. Aber wenn mich jemand auf einzelne Beiträge aus interessanten Blogs aufmerksam macht, lese ich diese nach und/oder verlinke sie auch mal mit meinem Blog oder Facebookprofil.

Sie haben ein Profil auf Facebook – Wird das von Ihren Mitarbeiter_innen betreut, oder loggen Sie sich auch persönlich ein?

Mein Facebookprofil ist eine Fanpage, diese wird von meinen MitarbeiterInnen betreut. Was aber jedeR meiner Fans dort auch nachlesen kann, sind meine persönlichen Blogbeiträge. Diese liegen originär auf der Onlineplattform Campa und sind über http://www.heinisch-hosek.at/ erreichbar. Bei meinem Facebookprofil schau ich aber auch immer mal wieder vorbei und lese und kommentiere die Beiträge der PosterInnen.

Immer wieder wird berichtet, dass Buben in der Schule benachteiligt würden. Wie beurteilen Sie als ehemalige Lehrerin die Situation?

Geschlechterspezifische Rollenbilder sind immer noch in unseren Köpfen verankert. Diese Vorurteile, wie Mädchen sind für Sprachen, Buben für Naturwissenschaften geeignet, führen unter anderem dazu, dass Mädchen und Burschen jeweils nur sehr einseitig gefördert werden. Was bei Burschen sicherlich fehlt, sind männliche „Role Models“, weil die LehrerInnenschaft sehr stark weiblich geprägt ist. Es braucht daher mehr männliche LehrerInnen und KinderpädagogInnen sowie einen geschlechtersensiblen Unterricht.

Beim Thema Gleichberechtigung werde ich oft mit dem Argument konfrontiert, dass es Gleichberechtigung nur geben kann, wenn die Wehrpflicht auch für Frauen gilt. Ihre Meinung dazu?

Frauen bekommen nach wie vor weniger bezahlt für die gleiche Arbeit. Frauen sind in Führungspositionen krass unterrepräsentiert und sie tragen die Hauptlast der Versorgungsarbeit. Solange wir in diesen zentralen Bereichen keine Gleichberechtigung erreicht haben, brauchen wir über dieses Thema nicht zu diskutieren.

Wie werden Sie den Internationalen Frauentag am 8. März feiern?

Ich werde alleinerziehende Mütter besuchen, die an der Armutsgrenze leben und es besonders schwer haben, alles unter einen Hut zu bringen. Ich werde mit Männern darüber reden, wie sie es mit „Halbe-Halbe“ im Haushalt und bei der Kinderbetreuung halten. Und ich werde Frauen an ihren Arbeitsplätzen besuchen und mit ihnen über meine Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit sprechen. Und am Abend werde ich dann noch bei der 10-Jahres-Feier von www.diestandard.at zu „Was bisher (nicht) geschah – 10 Jahre Feminismus und Frauenpolitik“ diskutieren.

Eine Fee steht vor Ihrer Tür und erfüllt Ihnen drei (frauenpolitische) Wünsche – welche wären das?

Ich würde mir wünschen, dass Frauen und Männer in Österreich wirklich gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit erhalten, dass die bezahlte und unbezahlte Arbeit zwischen Frauen und Männern gleichberechtigt verteilt ist und dass bei uns alle Frauen und Kinder ein gewaltfreies Leben haben können.

Vielen Dank für das Interview!

Links:
Bundeskanzleramt Frauen
Blog Gabriele Heinisch-Hosek
Gabriele Heinisch-Hosek auf Facebook

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